16.07.2023 - Märchenprojekt AWO-Familienzentrum

Das AWO-Familienzentrum wurde zum Märchenland

Eine große Aufführung beendet ein erfolgreiches Projekt

Alles begann mit dem Besuch der Kinderoper Mannheim, die das AWO-Familienzentrum Kirschenstraße in Kooperation mit der Nibelungenschule im Frühjahr 2023 nach Viernheim eingeladen hatte. In der Kinderoper der Tourneeoper Mannheim "Es war einmal" gerieten verschiedene Märchen durcheinander. Die Märchenfiguren mussten gerettet werden. 

Zur Vorbereitung auf die Oper wurde im Familienzentrum eine tägliche Märchenstunde, insbesondere für die Schulanfängerkinder, eingerichtet. In märchenhafter Atmosphäre wurden Märchen erzählt, dazu gebastelt, gemalt, gespielt und gebacken. Während der Nachbereitung des Opernbesuchs wurde schnell klar, dass die kleinen Opernbesucher inzwischen vom Märchenfieber gepackt waren. Sie waren so begeistert von der Oper und dem Thema, dass weitere Märchenstunden eingefordert wurden. Schnell entwickelte sich die Idee, die Oper nachzuspielen. So entstand das Märchenprojekt.

Die Projektarbeit hat im Familienzentrum schon immer einen großen Stellenwert. Hierbei werden Themen aufgegriffen, die die Kinder beschäftigen, und in kleinen Gruppen bearbeitet. Dabei ist der Verlauf, den das Projekt nimmt, zunächst völlig offen. Der Weg wird von der jeweiligen Kindergruppe gestaltet und durch das Fachpersonal unterstützt. 

Das Märchenprojekt hingegen hatte eine klare, von den Kindern gewünschte Zielsetzung: eine Aufführung für ihre Eltern. Von der Ursprungsidee, die Oper nachzuspielen, entfernten die Kinder sich aber schnell, nachdem sie entschieden hatten, dass die einzelnen Arien und Gesangsstücke doch recht schwer nachzusingen waren. "Hänsel und Gretel" sollte nun nicht als Oper, sondern als Schauspiel aufgeführt werden. Allerdings hatten sich inzwischen 35 interessierte Kinder der ursprünglich kleinen Gruppe angeschlossen und wollten mitmachen. "Hänsel und Gretel" hatte so viele Rollen nicht zur Verfügung, stellte man fest. Weitere Märchen wurden ausgesucht, so dass 6 unterschiedliche Kleingruppen entstanden. Jede Gruppe für sich entwickelte gemeinsam ein Drehbuch. Dann wurden die Rollen festgelegt und die Vorbereitungen begannen: Es wurden Pläne für die Kulissen gemacht, Material wurde besorgt, Texte gelernt und Kostüme ausprobiert. Regelmäßig kamen die einzelnen Kleingruppen in der Großgruppe zusammen, um über den Stand der jeweiligen Vorbereitungen zu berichten. Dabei entstanden immer wieder neue Ideen und die Gruppen unterstützten sich gegenseitig in ihren Plänen und deren Umsetzung. 

Viele unterschiedliche Lernfelder wurden dabei angesprochen. Beim Kulissenbau waren Phantasie, Kreativität und Feinmotorik gefragt. Wenn es mehrere Bewerber/innen für die gleiche Rolle gab, mussten demokratische Prozesse für ein Auswahlverfahren entwickelt werden. War man dann nicht der/die Auserwählte, musste man Lösungsstrategien finden, um mit der Enttäuschung umzugehen. Man benötigt Empathie, um sich in eine Rolle hineinzuversetzen, und das Selbstbewusstsein wird gestärkt, wenn man sich innerhalb einer Gruppe behauptet, eigene Ideen gehört werden und wenn man sich letztendlich traut, vor Publikum zu spielen. Das Entwickeln von Plänen, die Auseinandersetzung was wie gemacht werden kann, fördert die Sprache und die soziale Interaktion. Neue Techniken, wie z. B. das Nähen, wurden erlernt und viel Ausdauer und Konzentration war nötig, bis dann endlich der große Tag der Aufführung da war.

Bereits bei der Generalprobe vor den anderen Kindergartenkindern und Erzieherinnen und Erziehern war die Aufregung der kleinen Schauspieler groß. Ebenso groß war aber auch der Applaus der der jeweiligen Vorstellung folgte.

Am Sonntagvormittag kamen dann die Eltern. Ein gemeinsames Lied, in dem die einzelnen Märchen und deren Darsteller/innen vorgestellt wurden, eröffnete das Schauspiel. Dann kam zunächst "Die kleine Meerjungfrau" aus den Tiefen des Meeres geschwommen. Es folgte das Märchen von der "Schneekönigin", bevor der "Gestiefelte Kater" dem Müllerssohn zu Reichtum verhalf. "Hänsel und Gretel", "Rotkäppchen" und "Rapunzel" bildeten den Abschluss der Vorstellung. Strahlende Kinderaugen nahmen dann den nicht enden wollenden Applaus ihrer Eltern entgegen. Mit Kuchen und kleinen Snacks endete der Theatervormittag mit dem Schlusswort eines Kindes: "Das war so toll, können wir das noch mal machen?"