03.07.2025 - Die Schulanfängerkinder werden zu Musical-Stars AWO Familienzentrum Kirschenstraße

Ein Kindermusical entsteht

Nach der Trommelprojektwoche mit „Trommelzauber“ im Herbst und dem Musicalbesuch im Palazzo mit dem „Dschungelbuch“ im Dezember des vergangenen Jahres hatten die Schulanfängerkinder des AWO Familienzentrums Lust bekommen ein eigenes Musical zu entwickeln. Dazu trafen sich alle 30 Kinder, die das Musical gesehen hatten zu einer gemeinsamen Vorbesprechung. Was soll alles in unserem Musical vorkommen? Ein lebhaftes Brainstorming begann. Eine Idee zog die andere nach sich und so entstand eine bunte Sammlung: Elsa, Drachen und Vulkane, Afrika, Balu, Zaubertränke etc.. 

Aus den gesammelten Ideen wurde gemeinsam ein Drehbuch entwickelt. Darin waren schon verschiedene Lieder und Tänze eingearbeitet. Das Drehbuch wurde allen Kindern vorgestellt, von ihnen für gut befunden und die Rollen wurden verteilt.

In der Geschichte vereist Elsa aus Versehen 2 Eiskatzen. Das möchte sie unbedingt rückgängig machen. Sie erfährt vom sprechenden Baum, dass nur Prinzessin Saba in Tamborena ihr helfen kann. So macht sie sich mit ihrer Schwester Anna auf die Reise nach Tamborena. Unterwegs trifft sie verschiedene Weggefährten: einen Pinguin, Mogli und Balu und einen Drachen. Bei Prinzessin Saba angekommen, wird ihr tatsächlich geholfen. Mit verschiedenen Zaubertränken und -pulvern kehrt sie zurück nach Arendelle.

Die Rollenverteilung lief nicht ganz reibungslos, weil sich insgesamt 6 Kinder für die Elsarolle bewarben, 3 Kinder für die Pinguinrolle und 4 Kinder für die böse Drachen-rolle. Dafür wollte niemand Anna oder Olaf sein, niemand wollte der liebe Drache sein und Niemand wollte Balu sein. Daraufhin wurde ins Gespräch gegangen und die Kinder haben untereinander diskutiert, wie die Situation zu lösen sei.  Bei den Pinguinen löste es sich ganz schnell. Ein Pinguin entschied sich relativ schnell für eine andere Rolle. Die zwei übrigen Pinguine diskutierten weiter, wie das Problem zu lösen sei. Dann kam von den anderen Kindern der Vorschlag die Rolle zu teilen. Damit konnten sich beide Pinguine gut arrangieren. 

Bei den Drachen dauerte die Diskussion etwas länger. Viele Argumente wurden ausgetauscht, bis ein Kandidat sich entschied eine andere Rolle zu übernehmen. Von den beiden übrig gebliebenen Drachen konnte einer glaubhaft versichern, dass nur die Rolle des bösen Drachen für ihn in Frage kam. Der andere Bewerber gab dann letztendlich nach und übernahm eine andere Rolle.

Bei den Elsas zog sich die Diskussion längere Zeit hin und wurde zeitweise sehr emotional. Vier Kinder entschieden dann, eine andere Rolle zu übernehmen. Zwei blieben übrig. Die Diskussion setzte sich fort und es konnte keine Lösung gefunden werden. Schließlich schlug eine Kandidatin vor, die Rolle zu teilen. Damit war die andere zögerlich einverstanden und die Rollen waren dann tatsächlich alle besetzt.

Nun mussten Lieder und Tänze zum Drehbuch gefunden werden. Da sprudelten die Ideen zunächst nicht. Aber als dann das erste Lied gefunden war, ergaben sich die anderen Musikeinlagen fast von selbst. Dabei wurde bis kurz vor Schluss immer mal wieder etwas verändert, ergänzt oder auch gestrichen. Jede Idee wurde aufgegriffen und erörtert.

Aber das erste Lied stand fest. Zum Lied: „Ich lass los“ aus dem Film die Eiskönigin wurde ein Eistanz entwickelt. 

Zur Themenvertiefung wurde ein Elsatrunk gemixt und probiert. War sehr lecker. Vorher mussten die Kinder aber erst ein Irrwegrätsel auflösen. Das hat manche Schweißperle gekostet. Trotzdem hat es jeder geschafft. Auch deshalb, weil die Kinder sich vorbildlich gegenseitig geholfen haben.

Im Hinblick auf die Gestaltung der Kulissen entstanden die tollsten und kreativsten Ideen, wie die Kulisse zu gestalten sei. Die Kinder haben im Atelier eigenständig Kulissenbilder gemalt und an-schließend präsentiert. Ebenso kamen fast jeden Tag Kinder mit Utensilien, die im Stück eingesetzt werden sollten. Dabei waren Zauberstäbe, Glücksarmbänder, Spiegel, geflochtene Zöpfe, Schminkkästen, Spiegel etc.

In den darauffolgenden Wochen teilten sich die Kinder immer wieder in Kleingruppen auf um Texte, Tänze und Lieder zu üben. Dabei konnte sich jedes Kind ausprobieren und selbst auch mal den Text eines anderen singen oder mal in die Rolle eines anderen Kindes schlüpfen, wenn dieses nicht da war.

Instrumente wurden eingebaut. In Anlehnung an die Trommelwoche kamen zunächst die Trommeln ins Spiel und wurden zu den verschiedenen Musikstücken ausprobiert. Später kamen dann noch Triangeln und Rasseln hinzu. Rhythmikproben wurden gemacht. Aber oftmals waren die Musiker von dem Geschehen auf der Bühne so fasziniert, dass sie das Trommeln zwischendurch vergaßen. Immer wieder schlossen sich weitere Kinder an, die auch gern trommeln oder tanzen wollten. Einige meldeten sich wieder ab, nachdem sie mal „geschnuppert“ hatten, andere blieben dabei.

Nun wurde es Zeit die Einzelübungen zusammenzuführen. Dabei konnten die Kinder zum ersten Mal den zeitlichen Gesamtumfang einigermaßen erfassen. Nach einigen Gesamtproben stellte sich heraus, für wen die gewählte Rolle letztendlich doch zu umfangreich war und wer inzwischen so mutig geworden war eine größere bzw. überhaupt eine Rolle zu übernehmen. Es wurde verändert, gestrichen und hinzugefügt, bis alle zufrieden waren. Dabei lag der Fokus stets darauf, gemeinsame Entscheidungen zu treffen und bei unterschiedlichen Meinungen Kompromisse zu finden.

Nach einigen Probeeinheiten war es an der Zeit mal wieder was anderes zum Thema zu machen. Im Turnraum wurden folglich, passend zum Abschnitt Eiskönigin, Spiele gespielt. 

Anschließend waren die feinmotorischen Fähigkeiten gefragt, als recht filigrane und komplizierte „Elsasterne“ gebastelt wurden. Bei Erwachsenen und Kindern brauchte es mitunter mehrere Versuche. Letztendlich waren aber alle mit den Ergebnissen zufrieden und sie wurden in der Diele aufgehängt.

Nachdem alle Kinder ausführlich in Arendelle unterwegs waren, wurde sich den Pinguinen gewidmet, die als nächstes im Stück auftauchen. Die beiden Pinguine und ihr Lied waren der Anlass sich näher mit diesen Tieren zu beschäftigen. Malen nach Zahlen war eine der Aufgaben und einige Kinder konnten die Zahlen bereits bis 100 fehlerfrei aneinanderreihen. 

Zwischen den Proben wurden einige Backtage eingestreut, bei denen leckere Pinguinkekse gebacken und gestaltet wurden.

Zur Entwicklung eines Musicals gehört auch eine gute Dokumentation. Daher haben die Kinder Fotos ausgesucht, die entwickelt und zu verschiedenen Collagen zusammengefügt wurden.

Ein großes Thema war die Besprechung der Kostüme. Es war eine Freude zuzuhören, wie die Kinder sich gegenseitig unterstützt haben. Ideen wurden entwickelt, wieder verworfen und neu überdacht. Letztendlich wusste jedes Kind, was es anziehen wollte. Etliche Kinder haben ihr Kostüm aufgemalt und an die Musicalwand gehängt. Die Idee war, alles maßgerecht schneidern zu lassen. Es stellte sich dann aber heraus, dass dafür die Kapazitäten fehlen. Viele Darsteller haben dann offenbar mit ihren Eltern gesprochen, was sie brauchen und entsprechende Outfits mitgebracht. In der Regel wussten die Erzieher nichts davon. Einige Kinder haben sich auch untereinander abgesprochen, wer ihnen ein Kostüm ausleihen kann. Bzw. wenn Kinder mitbekommen haben, was dem anderen fehlt, haben sich Viele angeboten, zu Hause nachzuschauen und das Fehlende ggf. mitzubringen. Zur Unterstützung gab es dann noch einen Elternbrief. Etliche Kostüme wurden von zu Hause mitgebracht. Einige Kostüme von den Eltern extra gekauft und einige Kostüme gebastelt. Manches wurde auch im Inventar des Rollenspielzimmers gefunden.

Bei allen Aktivitäten schwebte stets unterschwellig die Erwartung der Kinder mit, dass das Musical auf jeden Fall aufgeführt werden muss. Als vorsichtig angedeutet wurde, dass man nicht zwingend davon ausgehen kann und dass es auch gar nicht so schlimm wäre, wenn es nicht zur Aufführung käme, stießen die Erzieherinnen auf völliges Unverständnis. Keine Chance! Die Kinder waren fest entschlossen.

Vorsichtshalber wurde auf die Konsequenzen hingewiesen, dass für eine Aufführung erhebliche Probeeinheiten absolviert werden müssten. Proben deshalb, weil ein so langes Stück nur gemeinsam bewältigt werden kann. Jeder muss sich auf den anderen verlassen können, dass

….. jeder seinen Platz zur richtigen Zeit findet, damit er dem anderen nicht „im Weg rumsteht“

….. jeder seinen Text soweit kann, dass er das richtige Stichwort für den nächsten gibt.

….. die Lieder so gesungen werden, dass die Tänzer dazu tanzen können

….. keiner zwischendurch etwas völlig anderes macht und damit die Konzentration der anderen stört

….. sich gegenseitig helfen kann, falls man mal unsicher auf der Bühne wird

….. die Trommeln nicht so laut spielen, dass man die Sänger nicht mehr hört

….. die Schauspieler laut genug sprechen, damit das Publikum den Text versteht

….. das Mikrofon an das richtige Kind weitergegeben wird

etc.

Am Entschluss der Kinder änderte diese Ankündigung nichts. Folglich wurde ein Aufführungstermin ins Auge gefasst.

Von nun an wurden die Proben intensiviert und an den Requisiten gearbeitet. Beim Basteln entstanden wiederum weitere Ideen, die ins Gesamtkonzept eingearbeitet wurden. Die Kulisse wurde, nach Vorlage der Kinder, in groß angefertigt. Auch dabei halfen alle Kinder tatkräftig mit, indem sie Eisläufer und Blumen ausmalten, ausschnitten und aufklebten.

Die „Großproben“ hatten folgenden Ablauf: Gemeinsames Frühstück – was die Kinder sehr genossen haben, gemeinsamer Aufbau des Bühnenbildes, Probe mit Spielmikrofonen von Anfang bis Ende. Die Kinder bekamen so ein Gefühl dafür, wie lang das Musical tatsächlich dauert. Und obwohl es für den einen oder anderen schwierig war, abzuwarten, auszuhalten, leise zu sein etc. wollten weiterhin alle Kinder dabeibleiben.

Der Löwentanz war einer der letzten Tänze, die noch choreographiert werden mussten. Die Musik war schnell gefunden. Die Kinder taten sich aber schwer, einen Tanz, der den Wachen von Prinzessin Saba angemessen war, zu erfinden. Die Großen schauten sich dazu auf Video Judo- und Karateübungen an und zeigten diese den Kindern, die die Tiger und Löwenrollen übernommen hatten. Gemeinsam versuchten sie die Übungen nachzustellen bzw. als Tanz umzuformen. Das war schwieriger als gedacht. Der Gleichgewichtssinn und die Beweglichkeit war noch nicht bei allen Löwen und Tigern so ausgeprägt, dass jede Übung wirklich nach Judo oder Karate aussah. Deshalb wurde sich relativ lang mit den verschiedenen Übungen beschäftigt. Letztendlich wurden nur einige davon in den Tanz eingebaut. Am allerwichtigsten fanden alle, dass Liegestütz und Sit Ups im Tanz vorkamen. Tägliche Übungen waren dafür nötig.
Der Tanz wurde den anderen Musicaldarstellern vorgeführt. Die waren dermaßen beeindruckt und fanden die Musik so mitreißend, dass letztendlich alle den Tanz der Löwen mittanzen.
Das Problem der Vulkanlandschaft musste noch gelöst werden. Die dort wohnenden Drachen stellten sich unheimlich Musik als Untermalung vor. Etliche Kinder erzählten von Alexa, die solche Musik habe. Selbst nach wochenlangem Warten, gelang aber nichts zur Tonmeisterin. Also wurde das Erzieherteam des Familienzentrums beauftragt, entsprechende Musik zu suchen. Das gelang. Mehrere Stücke fielen bei den Drachen durch, bis eins als unheimlich genug eingestuft wurde.
Die Tänzer beschlossen, dass man auch zur Drachenmusik tanzen sollte. Dafür benötigte man aber noch schwarze Kleidung. Man einigte sich auf Umhänge, die von einer Mama liebenswerter Weise genäht wurden. 
Die Akrobatiknummern der Feen waren noch nicht so richtig besprochen und geprobt. Im Turnraum konnte jeder seine Vorstellungen zeigen oder sagen. Es wurde ausprobiert. Die Akrobatiknummer hätte gut eine Stunde laufen können, wenn alle Übungen einbezogen worden wären. Es musste eine Entscheidung her. Bis zum Schluss wurde diese Szene immer noch weiter verändert, bis alle zufrieden waren. Für alle die wollten gab es Feenbilder zum Ausmalen, die dann in unseren Ordner abgeheftet wurden.

Für das Sommerfest sollte es einen Auszug aus dem Musical geben. Da zwei Kinder bei der eigentlichen Aufführung nicht dabei sein können, verständigte man sich schnell darauf, dass Lied und Tanz für die diese Kinder geprobt haben, auf jeden Fall am Sommerfest aufgeführt werden müssen, damit sie ihr Können auch ihren Eltern zeigen können. Zwei weitere Stücke sollten es sein. Vorgeschlagen wurde alles. Schließlich haben wurde abgestimmt, so dass vier Lieder und Tänze am Sommerfest vorgestellt wurden:

Das Zirkuszelt wurde aufgebaut und die erste Außenprobe fand statt. Dazu kamen Requisiten, die bislang noch nicht fertig waren z. B. die Eisfläche und das Loch in der Eisfläche. Gut, dass nochmal geübt werden konnte. Beim Tun wurden noch viele Schwachpunkte erkannt, die abgeändert werden mussten. 
Nun stand die Generalprobe für das Sommerfest an. Alles lief sehr gut. Aber die Kinder waren unglaublich aufgeregt. Für die Proben mussten immer sehr viele Dinge hin und wieder zurückgeräumt werden: 25 Trommeln, Triangeln, Rasseln, zwei Turnraumbänke, zwei Turnraummatten, 20 Stühle, die Eisfläche, Tische, Teegeschirr usw. Die Kinder waren inzwischen Selbstaufbauer. Jeder wusste, was wo gebraucht wird und half mit.

Nun kam die Aufführung am Sommerfest, bei dem aufgrund der vielen anderen Programmpunkte nur einige Episoden gezeigt wurden. Die Zuschauer waren begeistert. Es war GROSSARTIG! Es gab ganz viel Applaus.

Eine Woche später folgte vor großem Publikum die Gesamtaufführung des Musicals. Wieder waren die Zuschauer begeistert und es gab große Ovationen. Kinder, Eltern und Mitarbeiter waren sehr stolz. Ein unglaubliches Erlebnis.