19.04.2018: Familienzentrum Kirschenstraße

Im Garten des AWO-Familienzentrums Kirschenstraße Thomas Sebert, Jutta Schmiddem, Tom Tarchanow, Kathrin Michelhans. Bild: Pietsch
Erweiterung des Angebotes für Familien
Die AWO-Kindertagesstätte Kirschenstraße ist jetzt auch ein Familienzentrum
Das Land Hessen fördert ab 01.04.2018 die AWO-Kindertagesstätte Kirschenstraße wegen ihrer vielfältigen Angebote für Eltern und Familien auch als Familienzentrum. Jutta Schmiddem und Tom Tarchanow vom AWO-Vorstand sowie Thomas Sebert und Kathrin Michelhans von der Kindertagesstätte berichteten mit Freude in einem Pressegespräch, dass endlich ein entsprechender Bewilligungsbescheid des Regierungspräsidiums in der AWO-Geschäftsstelle eingegangen ist. "Darauf haben wir sehr lange hingearbeitet", so Tom Tarchanow, der zusammen mit dem Kita-Leiter Thomas Sebert bereits vor 10 Jahren das Pen Green Children's Centre in Corby in Groß-Britannien besuchte und nach der Rückkehr nach Viernheim begeistert in den AWO-Kitas und im Vorstand von der dortigen Arbeit mit den Kindern und ihren Eltern berichtete. "Die Kinder stehen bei uns im Zentrum – und das soll sich auch in Zukunft nicht ändern", so die AWO-Vorsitzende Jutta Schmiddem, "aber durch die zusätzliche Förderung haben wir einfach die Möglichkeit, die Eltern und die Familien der Kinder noch stärker als bisher zu unterstützen." Thomas Sebert stellte in dem Pressegespräch die konzeptionellen Eckpunkte der Einrichtung dar:
Ausgangslage
Eltern brauchen ein wohnortnahes gebündeltes Angebot, das gut zu erreichen ist, vertraut ist und die Bereitschaft fördert, sich bei Bedarf professionelle Unterstützung unterschiedlichster Art zu holen. Sie brauchen ein Zentrum, das Bildung, Beratung, Erziehung und Betreuung der Kinder sowie Begegnung miteinander verknüpft. Unsere Erfahrungen im Austausch und der Zusammenarbeit mit den Familien zeigen, dass die Kindertagesstätte ein idealer Ort für ein solches Zentrum darstellt. Sie ist für die Eltern meist über mehrere Jahre ein verlässlicher, zentraler und vertrauter Ort geworden. Sie bietet ein optimales Umfeld, Familien präventiv, umfangreich und wohnortnah in ihrem jeweiligen Lebenszusammenhang zu begleiten und zu unterstützen.
Die Arbeiterwohlfahrt Viernheim beschäftigt sich seit 10 Jahren mit dem Thema Familienzentrum. Es wurde ein Konzept zur Weiterentwicklung der AWO-Kindertagesstätten zu Familienzentren entwickelt, das aber aufgrund fehlender finanzieller Ressourcen nicht umgesetzt werden konnte. Dennoch hat sich in der Folgezeit in einem kontinuierlichen Prozess unter Ausnutzung der bestehenden personellen Ressourcen, begleitenden Fortbildungsmaßnahmen und großem Engagement der Mitarbeiter*innen in der AWO-Kindertagesstätte Kirschenstraße eine sehr familienorientierte Arbeitsweise etabliert. Mit der seit 2011 eingeführten finanziellen Förderung von Familienzentren in Hessen besteht die Möglichkeit diese Ansätze auszubauen.
Rahmenbedingungen
Mit dem Förderprogramm "Etablierung von Familienzentren in Hessen" unterstützt das Land Hessen seit November 2011 gezielt den landesweiten Ausbau des Hilfe- und Unterstützungsangebots für Familien. Gefördert werden gemäß der geltenden Fach- und Fördergrundsätze kommunale und gemeinnützige Träger von Einrichtungen, die regelmäßig ganzheitliche familienbezogene Leistungen erbringen und zur Ergänzung ihres Angebots mit weiteren Trägern und Institutionen der Region kooperieren und sich vernetzen. Beispiele hierfür sind Betreuungs-, Beratungs- und Bildungsangebote nach Bedarf der Familien. Die Förderung ist auf eine Dauer von 3 bis 5 Jahren angelegt, beträgt aktuell bis zu 13.000 Euro pro Kalenderjahr und dient der Erhaltung bestehender oder der Etablierung weiterer niedrigschwelliger generationenübergreifender Angebote, die allen Familien des jeweiligen Sozialraums offen stehen.
Einzugsgebiet
Das Klientel der AWO-Kindertagesstätte Kirschenstraße spiegelt die soziale Struktur des Stadtteils wieder und prägt die Arbeit der Kindertagesstätte entscheidend:
- Anerkennung als Schwerpunkt-Kita nach dem Hessischen Kinderförderungsgesetz aufgrund des hohen Anteils von Kindern mit Migrationshintergrund und/oder Kindern aus einkommensschwächeren Familien
- Einsatz von "Ausländerzusatzkräften" für inklusive Pädagogik
- Sprachfördermaßnahmen, finanziert durch das Hessische Sozialministerium und die Stadt Viernheim
- Aufnahme in das Bundesprogramm Sprach Kitas
- Förderung von Kindern mit Entwicklungsverzögerungen und Behinderungen durch Pauschalen des Hessischen Sozialministeriums und des Jugend- bzw. Sozialamtes des Kreises Bergstraße
AWO-Familienzentrum Kirschenstraße
Die wichtigsten Eckpunkte unseres Konzepts "Familienzentrum" sind:
- Die Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern gemäß dem Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan: Sie stellt das zentrale Element in der Gestaltung unserer fachlichen Arbeit dar und ist der konzeptionelle Rahmen, innerhalb dessen eine Integration von familienrelevanten Angeboten stattfindet bzw. verstärkt stattfinden soll.
- Die Integration von familienrelevanten Angeboten, die auf der Basis unserer Situations- und Bedarfsanalysen entwickelt werden: Hierzu gehören generationenübergreifende Begegnungsmöglichkeiten, die dem Wunsch der Familien nach gegenseitigem Kontakt und Austausch entsprechen, ferner die Einbindung und Beteiligung der Eltern im Sinne einer Erziehungspartnerschaft an allen Prozessen (pädagogisch, organisatorisch, hauswirtschaftlich) in der Kindertagesstätte. Unsere Erfahrungen signalisieren aber auch einen Bedarf der Eltern jenseits der Bildungsprozesse der Kinder, der von Fragen zur Alltagsorganisation bis hin zur intensiven Beratung bei Erziehungsfragen, Ehe- und Familienproblemen oder Fragen der Gesundheitsprävention reicht. Ziel ist es, Angebote für die ganze Familie (FamilienKulturprogramm), aber auch für einzelne Zielgruppen spezifische Angebote zu gestalten (Vater-Kind-Wochenende, Großeltern-Treff etc.).
- Kooperation und Vernetzung im Sozialraum
Unser Familienzentrum als Bildungs-, Begegnungs- und Beratungsort
- Bildungsort: Unser Familienzentrum trägt durch die pädagogische Arbeit entsprechend der pädagogischen Konzeption auf der Basis des Hessischen Bildungs- und Erziehungsplans zu einer Qualitätssteigerung in der frühkindlichen Bildung und Förderung bei.
- Begegnungsort: In unserer Bedarfsanalyse wurde sehr oft der Wunsch der Familien nach gegenseitigem Kontakt und Austausch in der "Kindertagesstätte als Ort für Familie bestätigt. Das Interesse der Eltern ist unterschiedlich, es reicht vom Wunsch, eine bestehende, häusliche Isolation zu überwinden oder bei einem Wohnortwechsel Kontakte knüpfen zu können, bis hin zu dem Anliegen, ganz konkrete Unterstützungen und Hinweise für das Verhalten mit den Kindern zu bekommen und sich mit anderen Eltern austauschen zu können.
- Beratungsort: Um Familien in ihren individuellen Lebenssituationen fachgerecht zu unterstützen, will unser Familienzentrum in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kooperationspartnern vielfältige Beratungen anbieten.
Neben wechselnden Angeboten und Beratungen werden die Kontakte der Familien untereinander sowie die Vernetzungsstrukturen der Stadt mit anderen sozialen und kulturellen Einrichtungen und Vereinen bewusst gefördert.
Die Veranstaltungen, Kurse und Aktionen des Familienzentrums sollen den Familien größtenteils kostenlos zur Verfügung stehen, aber sind auch gegen einen Unkostenbeitrag oder eine Teilnahmegebühr zur Verfügung. Die Programme und Veranstaltungen des Familienzentrums sollen durch Programmhefte, Flyer, Plakate, einen E-Mail-Verteiler, über die örtliche Presse sowie den Veranstaltungskalender und die Internetseite der Einrichtung, des Trägers sowie der Stadt Viernheim vielseitig kommuniziert werden.
Pädagogische Haltung und Arbeitsweise
Mit einem positiven, fachlichen Blick auf die Kinder werden sie individuell in ihren Stärken und Kompetenzen wahrgenommen. Diese zu entdecken, zu beobachten und dann gezielt zu unterstützen und zu fördern bilden die Grundlagen des pädagogischen Verständnisses unserer Kindertagesstätte. Die Eltern werden nicht nur als Expert*innen ihres Lebensumfeldes gesehen, sondern als die ersten Erzieher*innen ihrer Kinder wahr- und ernstgenommen. Sie werden auf unterschiedliche Weise (wie zum Beispiel durch Hospitationen innerhalb des pädagogischen Alltags) in die Arbeit der Kindertagesstätte integriert und einbezogen. Die präventive Stärkung der Familien steht hierbei im Mittelpunkt.
Teamentwicklung und Qualifikation
Um die Qualität und Effizienz der Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kinder– und Familienzentrums stets weiterzuentwickeln, sind die Beratung und fachliche Begleitung durch externe Supervisor*innen und Fachkräfte sowie die jährlichen Konzeptionstage, die dem Thema Familienzentrum gewidmet sind, erforderlich. Ein weiterer Baustein ist die Möglichkeit zur internen und externen Weiterbildung. Über unterschiedliche Fortbildungsträger werden Fort- und Weiterbildungen zum Thema familienorientiertes Arbeiten angeboten. Darüber hinaus bietet das Hessische Sozialministerium Fachtage zum Thema Familienzentrum an.
Ziel ist es, das Kinder- und Familienzentrum Kirschenstraße für alle Familien im Stadtteil vom Kleinkind bis zu den Großeltern, unabhängig von ihren kulturellen, bildungsspezifischen, sozialen, religiösen oder ökonomischen Hintergründen im Sinne der Inklusion mit Leben zu füllen.
Berichte von dem Pressegespräch:
Viernheimer Tageblatt vom 20.04.2018 [837 KB]
Südhessen Morgen vom 26.04.2018
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